Sturm über den Mühlen - Leseprobe
Prolog
’s-Hertogenbosch, Niederlande, 1986
»Ach Jolanda, lass das doch liegen«, rügte Antje ihre Freundin, als sie sah, dass diese schon wieder nach einem Stapel Rechnungen griff. »Das kann ich morgen machen. Du hast seit über einer Stunde Feierabend. Zum letzten Mal, möchte ich anmerken.«
Langsam zog Jolanda die Schultern hoch und lächelte verlegen. »Ich weiß auch nicht«, seufzte sie. »Ich habe mich so darauf gefreut und jetzt will ich nicht, dass es endet.«
Antje stand auf, kam um den Schreibtisch herum und legte der Kollegin die Hand auf die Schulter. »Kann ich gut verstehen. Du hast immerhin über zehn Jahre hier gearbeitet. Da hinten in der Ecke hat Kim gespielt. Du hast viel Zeit hier verbracht.«
Jolanda drehte sich unwillkürlich um und ein Lächeln spielte um ihre Lippen, als sie an ihre kleine Tochter dachte.
»Bereust du es, dass ihr die Firma verkauft habt?«, wollte Antje wissen.
»Nein, es war der richtige Schritt. Hendrik ist einfach nicht mit den Methoden seines Partners einverstanden. Die wären sich gegenseitig irgendwann an die Kehle gegangen.«
»Trotzdem fällt es schwer, die Firma hinter sich zu lassen, die sein Vater gegründet hat.«
»Natürlich. Mein Schwiegervater und auch Hendrik waren stolz darauf, Kleidung ohne chemische Zusätze herzustellen. Auf Dauer war die Produktion jedoch einfach zu teuer. Der neue Partner hat wieder Geld in die Firma gebracht, aber sie haben nicht damit gerechnet, dass er alles umkrempeln und möglichst billig produzieren will.« Jolanda seufzte erneut. »Hendrik hat irgendwie das Gefühl, versagt zu haben.«
»Das hat er ganz sicher nicht. Er war ein toller Chef. Vielleicht habt ihr ja auch einfach rechtzeitig den Absprung geschafft. So viele Unternehmen lassen inzwischen in Entwicklungsländern produzieren, wer weiß, wie lange sich die Textilindustrie hier überhaupt noch halten kann.« Antje packte ihre Sachen zusammen. »Ich würde dir ja gerne weiter Gesellschaft leisten, aber ich muss Schluss machen. Ich habe einen Zahnarzttermin.«
»Ja, geh nur, ich bleibe noch etwas«, grinste Jolanda und griff schon wieder nach den Rechnungen, als es kurz an der Tür klopfte. Ein großer blonder Mann streckte den Kopf herein.
»Dachte ich es mir doch, dass du kein Ende findest«, lachte er. »Es ist fast niemand mehr in der Firma. Und es ist dein letzter Tag. Überlass den Buchhaltungskram jemand anderem.«
»Mir zum Beispiel«, nickte Antje. »Oder auch gern einer der Kolleginnen.« Sie küsste den Mann dreimal wechselseitig auf die Wangen. »Hallo Hendrik, nimm sie endlich mit, bevor sie Wurzeln schlägt. Sorry, ich muss los.«
Ein etwa achtjähriges Mädchen mit blonden Zöpfen drängte sich zwischen ihnen hindurch und lief auf Jolanda zu. »Komm schon, Ma, Pa will mit uns essen gehen. Er sagt, wir müssen feiern.«
»Hallo Kimmy, mein Schatz, schön, dass du mich abholst. Was müssen wir denn feiern?«
»Deinen letzten Tag in der Firma.« Hendrik wurde ernst, als er Antje verabschiedete und dann seine Frau küsste. »Ein komisches Gefühl, oder?«
»Definitiv.« Jolanda biss sich auf die Unterlippe. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass wir in drei Wochen schon in Neuseeland sind.«
»Bereust du unseren Entschluss?«
»Nein, ich finde es spannend, neu anzufangen, aber natürlich ist auch ein bisschen Wehmut dabei.«
»Jetzt komm endlich, Ma«, rief ihre Tochter, die neben ihr ungeduldig auf und ab hüpfte.
»Ist ja gut, Kim, ich bin ja schon fertig.« Jolanda griff nach ihrer Tasche.
Hendrik hob das Mädchen hoch und drehte sich mit ihr einmal im Kreis, als es irgendwo im Gebäude heftig knallte.
Jolanda fuhr zusammen. »Was war das denn?«
»Keine Ahnung. Ist auch nicht mehr unser Problem.«
»Hörte sich an, als wäre etwas in die Luft geflogen.«
»Ach was.« Kurz sah Hendrik beunruhigt aus und sie wusste, dass er an die Chemikalien dachte, die neben der Produktion lagerten, doch dann lächelte er. »Hier werden alle Sicherheitsbestimmungen eingehalten, da kann nichts in die Luft fliegen.«
Jolanda nickte beruhigt und nahm ihre Tasche. Sie ließ noch einen letzten Blick über ihren Arbeitsplatz schweifen und folgte ihrer Familie nach draußen.
»Ich hole den Fahrstuhl«, bot Hendrik an, doch Kim war bereits im Treppenhaus verschwunden.
»Komm schon, sei nicht so bequem«, lachte Jolanda und boxte ihn spielerisch in die Rippen. Aber dann kräuselte sie die Nase. »Riechst du das?«
»Was?« Hendrik schnüffelte. »Ich rieche nichts.«
Jolanda tat es ihm gleich. »Jetzt ist es weg. Für einen Moment dachte ich, es riecht nach Rauch.«
»Vielleicht hat jemand im Treppenhaus geraucht.« Hendrik zuckte mit den Schultern und öffnete die Tür zur Treppe. Er stockte. »Du hast recht«, stellte er beunruhigt fest. »Und das ist kein Zigarettenrauch.«
Polternd kam Kim die Stufen heraufgelaufen. »Ma, Pa, da ist ganz dicker Qualm im ersten Stock«, keuchte sie.
»Oh mein Gott«, entfuhr es Jolanda. »Glaubst du, es brennt?« Der Schrecken drückte ihr die Kehle zu.
»Hoffentlich nicht«, brummte Hendrik, doch er nahm seine Tochter fest an die Hand. »Lass uns nachsehen.«
Jolandas Herz klopfte bis zum Hals, als sie in den immer dichter werdenden Rauch eintauchten. Es wurde deutlich wärmer. Es brennt wirklich, dachte sie entsetzt. »Lieber Himmel, die Firma brennt«, stieß sie atemlos hervor. »Der Knall vorhin. Meinst du, es ist doch etwas explodiert?«
»Möglich.« Hendrik zog sich den Stoff seines T-Shirts vor Mund und Nase und bedeutete Frau und Tochter, es ihm nachzutun. Das Mädchen begann zu schniefen.
»Keine Angst, mein Schatz«, beruhigte er sie und nahm sie auf den Arm. »Wir laufen ganz schnell raus.« Er warf Jolanda einen zweifelnden Blick zu. »Halt dich an mir fest.«
Sie nickte und krallte ihre freie Hand in sein T-Shirt.
Der Qualm brannte in ihren Augen und sie konnte die Treppenstufen fast nicht mehr sehen. Sie mussten hier schnellstens raus.
Hendrik öffnete die Tür zum Erdgeschoss und prallte zurück. »Die Produktion brennt«, stieß er entsetzt hervor.
Jolanda unterdrückte einen Schrei, als sie die Flammen sah. Es stank nach brennendem Stoff, aber es hing auch der beißende Geruch von Chemikalien in der Luft. Chemikalien, die in höchstem Maße brennbar waren.
»Was machen wir denn jetzt?«, keuchte sie. Der Weg zum Ausgang führte mitten durch das Feuer. Das konnten sie nicht schaffen.
»Hier lang«, entschied Hendrik und wandte sich nach links. »Wir nehmen den Lieferanteneingang.«
Jolanda hustete und röchelte, als sie den Rauch einatmete. Sie hörte ihre Tochter weinen und ihr wurde vor Angst richtig schlecht. »Lieber Gott, lass uns heil hier herauskommen«, flüsterte sie lautlos.
Da krachte es vor ihnen. Eine lange Reihe von Ständern mit neuer Kleidung ging infernoartig in Flammen auf. Hendrik blieb abrupt stehen. »Hier kommen wir nicht durch. Wir müssen es durch den Hauptausgang versuchen.«
»Aber da brennt es doch auch«, wandte Jolanda verzweifelt ein.
»Wir müssen da durch. So schnell wie möglich, bevor es noch schlimmer wird.«
Er drehte um und lief entschlossen und mit raschen Schritten zurück. »Da vorne«, keuchte er. »Siehst du es? Da können wir durch.«
Jolanda sah gar nichts mehr. Mit aller Kraft hielt sie sich an ihrem Mann fest und stolperte ihm nach. Hinter der Tür zum Lager, die lichterloh brannte, knallten Explosionen, die ihr eine Gänsehaut über den Rücken jagten. Was passierte hier nur? Wieso waren sie plötzlich mitten in einem brennenden Gebäude? Sie zuckte heftig zusammen, als neben ihr eine Stichflamme in die Höhe schoss, und verlor den Halt. Desorientiert blieb sie stehen.
»Jolanda«, rief Hendrik. »Wo bist du?«
»Mach dir keine Sorgen um mich. Du musst Kimmy hier rausbringen. Ich bin gleich hinter euch.« Sie hoffte, dass ihr Mann tat, worum sie ihn gebeten hatte. Ihre Tochter in Sicherheit zu bringen hatte oberste Priorität. Sie drehte sich kurz um ihre eigene Achse, um sich zu orientieren. Da krachte plötzlich ein brennender Balken von der Decke, knallte knapp neben ihr zu Boden und ließ das Feuer hochstieben. Entsetzt sprang Jolanda zur Seite und knickte um. Für einen Moment setzte sie sich und rieb sich stöhnend über den schmerzenden Knöchel. Das hatte gerade noch gefehlt. Der Fußboden war so heiß, dass sie es nicht länger aushielt. Mühsam kam sie auf die Beine und versuchte, den Fuß zu belasten. Es schmerzte heftig, doch sie konnte auftreten. Als sie sich umsah, griff helle Panik nach ihr. Sie war vom Feuer komplett eingeschlossen und hatte keine Ahnung, wo der rettende Ausgang lag.
Nach Luft ringend sah Hendrik die große Drehtür vor sich. Schützend drückte er den Kopf seiner Tochter gegen seine Schulter. »Wir haben es gleich geschafft, Kimmy«, schrie er, hatte aber keine Ahnung, ob sie ihn überhaupt hörte. Das Knistern und Fauchen klang von Sekunde zu Sekunde bedrohlicher. Von fern drang das schrille Heulen von Feuerwehrsirenen zu ihm, doch es beruhigte ihn nicht, sondern jagte ihm im Gegenteil einen Schauer über den Rücken. Kim schluchzte an seiner Schulter. Ihr ganzer Körper zitterte vor Angst. Er musste sie schnellstens ins Freie bringen. An der Drehtür leckten bereits Flammen. Was, wenn sie klemmte? Hendrik drehte sich um. Wo war Jolanda? Auch hinter ihm waberte und loderte es. Er dachte kurz daran, umzudrehen, um sie zu suchen, doch Kims Sicherheit ging vor. Er drückte ihren Kopf noch mehr an seine Schulter, holte tief Luft und sprintete los. Die wabernde Hitze versengte seine Kleidung, als er sich gegen die Drehtür warf. Sie blockierte kurz, doch als Hendrik nachsetzte, begann sie sich quietschend zu drehen. Er weinte vor Erleichterung, als er ins Freie stolperte. Am Ende des Betriebsgeländes sah er Antje stehen, die sich beide Hände vor den Mund geschlagen hatte und entsetzt auf die Firma starrte, wo sie gerade noch gearbeitet hatte. Immer mehr Schaulustige fanden sich ein und blockierten die Zufahrt. Mit einem schrillen Hupen jagte das erste Feuerwehrfahrzeug die Gaffer von der Straße.
Hendrik stolperte auf Antje zu und drückte ihr das Mädchen in die Arme. »Pass auf sie auf«, keuchte er und wandte sich um.
»Hendrik«, rief sie laut. »Wo willst du denn hin? Wo ist Jolanda?«
Er deutete auf die Firma. »Da drin.«
»Du kannst da nicht mehr rein«, schrie sie. »Die Feuerwehr holt sie raus.«
Hendrik warf einen Blick auf das Einsatzfahrzeug, das sich mühsam einen Pfad durch die Schaulustigen bahnte, die teils nur widerwillig aus dem Weg gingen. Die Feuerwehr würde es nicht rechtzeitig schaffen.
»Bitte kümmere dich um Kimmy«, bat er Antje erneut und jagte über den Hof zur Eingangstür, durch die inzwischen bereits Flammen stoben.
Antje hockte sich neben das weinende Mädchen und versuchte, es zu beruhigen. Sie war selbst einer Panik nahe, als sie sah, wie Hendrik sich gegen die brennende Eingangstür warf und im Gebäude verschwand. Hoffentlich fand er Jolanda schnell und brachte sie heraus, wo sie beide in Sicherheit waren.
Endlich konnte die Feuerwehr in Aktion treten. Der Kommandant bellte Befehle, Schläuche wurden ausgerollt und Männer mit Atemschutzmasken machten sich auf den Weg ins Gebäude. Antje beobachtete sie mit angehaltenem Atem, als ohne Vorwarnung eine ohrenbetäubende Explosion erfolgte, die die Scheiben bersten ließ. Ein Splitterregen ging auf sie herab und sie versuchte, Kim mit ihrem Körper zu schützen. Zum Glück waren sie zu weit entfernt, um ernsthaft verletzt zu werden, doch Antje fühlte, wie Blut über ihre Wange lief.
Sie zuckte heftig zusammen, als jemand eine Hand auf ihre Schulter legte. Als sie aufsah, blickte sie in die besorgte Miene ihres Mannes. Schluchzend stand sie auf und fiel ihm in die Arme. »Ach Maarten, das ist alles so furchtbar.«
Er drückte sie fest an sich. »Man hat die Explosion bis zu uns gehört«, murmelte er fassungslos. »Weißt du, was passiert ist?«
Antje schüttelte nur den Kopf, ihr ganzer Körper bebte von einem Weinkrampf. Sie fühlte sich wie eine aufgerollte Sprungfeder, die plötzlich losgelassen wurde. Maarten hielt sie einen Moment fest, dann nahm er Kim auf die Arme und murmelte einige tröstende Worte.
»Wo sind Hendrik und Jolanda?«, fragte er seine Frau mit zittriger Stimme.
Antje konnte nicht antworten, sie deutete nur mit dem Finger auf das inzwischen lichterloh brennende Firmengebäude.
1
Augsburg, Juni 2024
»Er ist wieder da«, flüsterte Lea ihrer Freundin zu.
Marijke nahm einen Schluck von ihrem Latte macchiato und verbrannte sich die Zunge. »Wer?«, fragte sie mit einer Grimasse.
»Jetzt tu nicht so. Er ist fast jedes Mal zur gleichen Zeit hier wie wir.«
»Wir sind aber nicht jedes Mal zur gleichen Zeit hier.«
»Genau. Es ist gerade so, als würde er uns abpassen.«
»So ein Quatsch.« Marijke drehte sich prüfend um. Da saß er. Wie schon so oft am Tisch neben dem Eingang des Cafés, das so praktisch um die Ecke der Universität lag. Er war wirklich attraktiv, das musste sie zugeben. Ein schmal geschnittenes Gesicht unter hellbraunen Haaren und ein charmantes Lächeln, mit dem er sie jetzt bedachte, als er ihren Blick erwiderte. Schnell drehte sie sich zurück und suchte Zuflucht in ihrer Tasse.
»Und?«, grinste Lea. »Er interessiert sich ganz eindeutig für dich.«
»Oder für dich.«
»Ich fürchte nein.« Ihre Freundin hob die Schultern und ließ sie theatralisch wieder fallen. »Er hat eindeutig nur Augen für dich.«
»So ein Pech, dass ich derzeit nicht auf der Suche bin.« Marijke konnte den bissigen Unterton in ihrer Stimme nicht vermeiden.
»Ach komm schon, es ist drei Wochen her seit dem Desaster mit Dominik. Es wird Zeit, dass du dich wieder umschaust.«
Marijke seufzte. Seitdem sie sich von ihrem Freund getrennt hatte, wollte Lea sie mit jedem Mann verkuppeln, der in der Nähe war. Sie meinte es gut, aber langsam nervte es.
»Ich hab für eine Weile genug von den Männern«, bekräftigte sie. »Und ich wäre dir dankbar, wenn du das akzeptieren könntest.«
Lea lehnte sich zurück und hob entschuldigend die Hände. »Sorry, ich will dir da nicht dreinreden.« Sie sah auf die Uhr. »Ich muss auch los. Sehen wir uns morgen wieder?«
»Na klar.« Marijke lächelte die Freundin an. »Sei nicht böse, ja?«
»Bin ich nicht.« Lea grinste. »Ich will nur nicht, dass du als alte Jungfer versauerst. Also an deiner Stelle würde ich mir das Schnuckelchen dort nicht ganz verprellen. Du könntest ja wenigstens mal mit ihm reden.«
»Könnte ich«, murmelte Marijke. Will ich aber nicht, setzte sie in Gedanken hinzu. Sie wartete, bis Lea ihre Handtasche von der Stuhllehne genommen hatte, und stand dann auf, um sich von ihr mit einer Umarmung zu verabschieden.
Natürlich konnte Lea es nicht lassen, dem Unbekannten ein »Hallo und Tschüss« zuzuwerfen, was er mit einem »Auch Hallo« erwiderte.
Marijke spitzte die Ohren. Er hatte eine angenehme Stimme. Doch da war etwas, das sie aufhorchen ließ. Ein vertrauter Klang, ein Akzent, der eine Saite in ihr zum Klingen brachte und ihre Neugier weckte.
Sie trank ihren Latte aus, nahm ihren Rucksack und hängte sich die Jacke, die sie an diesem warmen Tag definitiv nicht gebraucht hätte, über den Arm.
»Bist du Holländer?«, fragte sie, als sie an dem Tisch am Eingang vorbeikam.
Er lachte sie an. »Nein.«
Mist. Dann hatte sie sich doch getäuscht. Wie peinlich. So fing man eigentlich kein Gespräch an.
»Ich bin Niederländer«, ergänzte er und grinste .
Marijke fühlte, wie sie rot wurde. Diese Falle hatte sie sich selbst gestellt und war auch prompt hineingetappt. Doch ihr gefielen der süffisante Ton und das selbstgefällige Lächeln nicht.
»Na denn, entschuldige meinen Fauxpas«, sagte sie steif und wandte sich zum Gehen.
»Nein, bitte warte.« Hastig sprang er auf. »Es tut mir leid, ich wollte dich nicht belehren. Es ist nur, dass viele Deutsche den Unterschied zwischen Holland und Niederlande nicht kennen.«
»Die meisten schon«, widersprach sie, blieb jedoch stehen. Nachdenklich musterte sie ihn. Ihr gefiel seine Stimmfarbe. Sein Deutsch war alles andere als fehlerfrei und der Akzent war deutlich zu hören, aber er machte sie neugierig.
»Du bestimmt auch?« Fragend hob er die Augenbrauen.
Was sollte das werden? Wollte er ihr Wissen testen? Das konnte er haben. »Holland ist nur ein Teil des Landes. Genauer gesagt, sind Südholland und Nordholland zwei Provinzen von zwölf in den Niederlanden.«
Er lachte. »Jetzt bin ich aber schwer beeindruckt. Und ich wette, du könntest sie sogar aufsagen.«
»Könnte ich. Doch da möchte ich dich lieber an Google verweisen. War’s das nun mit der Fragestunde?«
»Sorry. So war es nicht gemeint.« Er streckte ihr die Hand hin. »Ich bin Arjen.«
»So wie der Fußballspieler?«
Er verdrehte die Augen, lachte dann aber gutmütig. »Weißt du, dass neun von zehn Leuten, denen ich mich vorstelle, mir diesen Spruch hinknallen?«
Marijke lächelte. »Das ist das Risiko in der Nähe von München. Hier in Augsburg ist Arjen Robben immer noch bestens bekannt.« Sie streckte ihm die Hand hin. »Ich heiße Marijke. Aber nicht mit ei, sondern mit ij.« Gespannt wartete sie auf seine Reaktion. Die auch prompt kam.
»Das ist die holländische Schreibweise.«
»Nein, die niederländische.«
»Ooch.« Er legte sich die Hand vor die Augen. »Gut, das habe ich verdient. Magst du dich nicht setzen?«
Zögernd nahm Marijke das Angebot an. Das war eigentlich nicht geplant gewesen. Aber der Schlagabtausch gefiel ihr und es war lange her, dass sie mit einem Landsmann gesprochen hatte.
»Bist du Niederländerin?«
»Ja, ich bin da geboren und habe die ersten acht Jahre meines Lebens dort verbracht. Wo kommst du her?«
»Aus Noord-Brabant. Aus Den Bosch, oder besser gesagt, ’s-Hertogenbosch, wie es offiziell heißt.«
Eine kalte Hand griff nach Marijkes Herz. Jetzt durfte sie nicht aus der Rolle fallen. »Eine schöne Stadt«, meinte sie betont gleichmütig.
»Warst du mal dort?«
»Ja, aber das ist ewig her«, antwortete sie wahrheitsgemäß.
Arjen sah auf die Uhr. »So ein Mist, ich habe noch einen Termin. Sehen wir uns wieder? Ich würde dich gern besser kennenlernen und mit dir über meine Heimat reden.«
Was sollte sie nur antworten? Es konnte gefährlich werden, wenn sie ihre Worte nicht vorsichtig wählte. Marijke stellte fest, dass Arjen ihr nach dem ersten Patzer sympathisch war. Sie mochte das offene Lächeln und die warmen braunen Augen, die sie allerdings an Dominik erinnerten. Doch den musste sie irgendwann endgültig aus ihrem Herzen verbannen.
»Wie es aussieht, bist du sowieso ständig hier, wenn ich mit meiner Freundin Kaffee trinken gehe«, gab sie zurück. »Also heißt die Antwort vermutlich ja.«
»Und wie wäre es ohne Freundin? Nur wir zwei? Ich würde dich gern zum Essen einladen. Morgen Abend?«
Na, der ging aber ran. Doch warum eigentlich nicht? Es war viel zu lange her, dass sie ausgegangen war. »Na gut«, stimmte sie zu. »Gib mir mal deine Kontaktdaten, ich muss noch abklären, ob ich morgen Zeit habe. Ich melde mich dann bei dir.«
Beschwingt lief Marijke zur Straßenbahn, die direkt vom Augsburger Universitätsgelände abfuhr. Sie hatte sich schon lange nicht mehr so gut gefühlt. Während sie wartete, schloss sie die Augen und hielt ihr Gesicht in die Sonne. Vielleicht war Leas Rat ja doch nicht so schlecht. Nur weil ein Mann sie enttäuscht hatte, musste das ja nicht für alle gelten.
Die Tram kam. Sie brauchte nur ein paar Minuten bis zum Stadtteil Haunstetten, wo sie wohnte. Auf dem Weg nach Hause verdrängte Marijke die Gedanken an Arjen und plante den restlichen Tag. Sie würde noch eine Ladung Wäsche in die Maschine werfen und staubsaugen sollte sie unbedingt auch mal wieder. Dafür würde es schnelle Küche geben, vielleicht einfach nur Spaghetti. Zum Ausgleich würde sie sich morgen Abend etwas richtig Feines gönnen. Der Plan gefiel ihr.
Ihr Hochgefühl verebbte abrupt, als sie um die Ecke bog und Dominik auf der Bank vor ihrem Haus sitzen sah. Ihr Herz begann sofort aufgeregt zu klopfen. Sie ärgerte sich darüber, doch sie machte sich nichts vor. Bis vor kurzem war dieser Mann die Liebe ihres Lebens gewesen, so ein Gefühl konnte man nicht einfach ausknipsen. Die letzten drei Wochen war sie durch die Hölle gegangen. In den ersten Tagen hatte sie sich jeden Abend in den Schlaf geweint, seine Kontaktversuche jedoch rigoros abgeblockt und schließlich seine Nummer in ihrem Handy gesperrt. Aber jetzt saß er hier. Die Sonne schien auf das gebräunte Gesicht unter den dunkelblonden Haaren und sie musste sich zusammenreißen, um ihm nicht in die Arme zu fliegen. Sie wusste, dass sie ihm nur zu vergeben brauchte, damit alles wieder wie früher wurde. Aber das war unmöglich. Er hatte sie betrogen, das durfte sie nicht vergessen und auf keinen Fall verzeihen.
Dominik war aufgestanden und wartete mit einem verlegenen Lächeln auf sie. Am liebsten wäre sie weggelaufen, doch er würde so lange warten, bis sie zurückkam. Sie könnte bei Lea übernachten, dachte sie kurz, schüttelte dann aber den Kopf über sich. Weglaufen war keine Lösung. Sie würde schon mit ihm fertigwerden.
Sie biss sich auf die Lippe, um nicht zu weinen. Sie wollte ihm durch die Haare fahren, über den Dreitagebart streichen, der ihm ein leicht verwegenes Aussehen gab, und in diesen liebevollen Augen versinken, die ihr das Gefühl gegeben hatten, für ihn das Wichtigste auf der Welt zu sein. Die Heftigkeit, mit der sie auf dem Boden der Tatsachen angekommen war, tat immer noch scheußlich weh. Ihr Herz brannte schmerzhaft, als sie sich ihm näherte.
»Was willst du?«, fragte sie eisig, als sie in Hörweite war.
»Mit dir reden.«
»Es gibt nichts zu reden.«
»Ricky, bitte lass es mich erklären.«
»Nenn mich nicht so«, fuhr sie auf. »Das darf nur mein Vater.«
»Ich durfte es auch«, wandte er traurig ein.
»Aber jetzt nicht mehr. Dieses Recht hast du verspielt.« Marijke schluckte. Es war nur ein Name, warum machte sie deswegen so ein Theater? Weil es etwas war, das sie mit ihrem Vater verband. Rick und Ricky, das unschlagbare Duo. Sie hatte Dominik in diese Zweisamkeit aufgenommen, mit ihm vier wundervolle Jahre verbracht, doch er hatte alles kaputt gemacht.
»Es tut mir so leid.« Er brach ab und seine Augen wurden feucht.
Gewaltsam riss Marijke sich zusammen. Nein, sie würde ihm nicht tröstend die Hand auf den Arm legen. Sie würde ihn auch nicht küssen, obwohl sich alles in ihr danach sehnte. Vielleicht half es, an Arjen zu denken, um dieses unsinnige Verlangen zu bekämpfen.
»Es hatte nichts zu bedeuten«, stammelte Dominik und fuhr sich nervös durch die dunkelblonden Haare, die eine Nuance heller waren als Arjens.
»Nichts zu bedeuten?« Fassungslos schleuderte Marijke ihm die Worte entgegen. Das Verlangen, ihn zu küssen, war wie ausgelöscht. Da war er wieder, dieser Hass, der sie in den letzten drei Wochen aufrecht gehalten hatte. Sie zog ihr Handy aus der Hosentasche, öffnete Whatsapp und hielt ihm das Foto vor die Nase, das er ihr geschickt hatte. Sie bemühte sich krampfhaft, es nicht anzusehen, es tat einfach zu weh, ihn im Bett mit einer anderen Frau zu sehen. Sie war eine schwarzhaarige Schönheit, die überlegen und wissend in die Kamera grinste. Neben ihr lag Dominik und auch wenn die Bettdecke ein Stück weit hochgezogen war, waren sie doch eindeutig nackt. Die Krone des Ganzen war aber sein Text: »Sorry, ich trenne mich von dir. Ich habe meine Traumfrau gefunden und du bist es leider nicht.«
Es hatte so weh getan, das zu sehen. Trotzdem hatte sie die Zeilen so oft gelesen, dass sie sich in ihr Hirn eingebrannt hatten.
Dominik wand sich unbehaglich. »Ich kann mich überhaupt nicht daran erinnern, dir das geschickt zu haben. Ich war anscheinend ziemlich dicht.«
»Das ist deine Entschuldigung?« Verächtlich kräuselte Marijke die Oberlippe. »Warum gehst du nicht einfach zu deiner Traumfrau und lässt mich in Ruhe?«
»Ich hab keine Ahnung, wo sie ist«, murmelte Dominik, dann ruckte sein Kopf hoch. »Sogar wenn, würde es nichts ändern. Ich will sie nicht wiedersehen. Ich liebe dich, Ricky, nur dich.«
»Sorry, aber das glaube ich dir nicht. Sonst hättest du das nicht getan. Ich habe übrigens auch jemanden kennengelernt. Es ist aus, Dominik.«
»Sag das nicht, Ricky. Ich mache es wieder gut.«
»Das kannst du nicht. Und du sollst mich nicht Ricky nennen. Verschwinde jetzt. Und komm nicht zurück.«
Marijke war froh um ihre Wut, denn sonst hätte sie seinen Anblick nicht ertragen. Mit hängenden Schultern und mit vor Kummer verzerrtem Gesicht stand er vor ihr. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, um einen unsichtbaren Wall zwischen ihnen zu schaffen. Schließlich wischte sich Dominik über die Augen und schniefte.
»Ich wollte dich nie verletzen. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, um so etwas zu tun. Ich muss hackevoll gewesen sein. Es tut mir einfach nur leid. Bitte gib mir eine Chance, es wieder gutzumachen.«
»Hör auf, Dominik, es hat keinen Sinn. Sogar, wenn du stockbesoffen bist, schreibst du keine solche Whatsapp, wenn nicht ein Körnchen Wahrheit darin steckt. Ich vermute, du wolltest dich schon die ganze Zeit von mir trennen und hast dich nicht getraut. Bis du auf dieser Fortbildung in München deine Traumfrau kennengelernt hast. Da gibt es nichts gutzumachen, denn du hast dich entschieden. Also lass mich in Ruhe.« Marijke wandte sich ab und nestelte den Haustürschlüssel aus ihrem Rucksack. Sie fühlte Dominiks Blick im Rücken, doch sie drehte sich nicht mehr um. Erst als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte sie sich dagegen und begann zu weinen.
Eine Stunde später lag sie auf ihrem Bett und musste sich immer wieder Tränen aus den Augen wischen. Der Hass war verschwunden und hatte einer unendlichen Leere Platz gemacht. Diese Leere, die vorher Dominik ausgefüllt hatte mit seinem fröhlichen Lachen, seiner freundlichen Art und der Kunst, sie in jeder Lebenslage aufmuntern zu können. Sie hätten zusammen glücklich werden können, das wusste sie. Vielleicht könnte sie ihm sogar diesen Betrug verzeihen, aber wer sagte denn, dass es nicht wieder passierte? Anscheinend stand Dominik gar nicht auf blonde Frauen, sondern auf schwarzhaarige. Und da hatte er sich einfach die nächstbeste mit ins Bett genommen. Sie schluchzte und wischte sich erneut über die Augen. Als sie sich zur Seite drehte, fiel ihr Blick auf Ollie, ihren Freund aus der Kindheit, der immer noch im Regal stand. Sie streckte den Arm aus, um den Plüschelefanten zu sich zu holen. Mit seinen großen Ohren trocknete sie ihre Tränen. »Was meinst du?«, flüsterte sie. »Soll er doch mit seiner Traumfrau glücklich werden. Er verdient mich gar nicht.« Ollie nickte zustimmend, als sie leicht gegen seinen Kopf drückte. Marijke lächelte verhalten und ließ ihre Gedanken zu Arjen wandern. Sofort fühlte sie sich etwas besser. Sie würde das Date morgen genießen und einfach sehen, was kam. Und Dominik konnte bleiben, wo der Pfeffer wuchs.
Als sie die Haustür hörte, zuckte sie zusammen. Mist. Sie hatte weder gewaschen noch gekocht. Schuldbewusst stand sie auf, rieb sich kurz über das Gesicht und verließ ihr Zimmer.
»Hallo Pa«, rief sie betont fröhlich. »Du bist früh.«
Rick warf einen Blick auf seine Uhr. »Nicht wirklich.« Er musterte sie und kniff die Augen zusammen. »Was ist los, Kleines? Hast du geweint? Denkst du wieder an Dominik?«
Einen Moment lang versuchte Marijke, die Fassung zu bewahren, doch dann warf sie sich in die Arme ihres Vaters und weinte sich an seiner Schulter aus.
»Er hat hier auf mich gewartet«, erklärte sie, nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte.
Rick seufzte. »Du konntest ihm nicht ewig aus dem Weg gehen, das war unvermeidlich.« Er strich ihr beruhigend über den Rücken. »Du hättest ihm sagen müssen, dass er auf mich warten soll.«
Trotz ihrer Tränen musste Marijke grinsen. Als sie ihrem Vater Dominiks Whatsapp gezeigt hatte, war sie für einen Moment sicher gewesen, dass er schnurstracks zu ihm fahren und ihn durch die Mangel drehen würde. Die Weisheit seiner vierundvierzig Jahre hatte ihn schließlich zurückgehalten. Zumindest behauptete er das. Aber Marijke wusste, dass Rick ihrem Freund nur zu gern die Meinung sagen würde. Vielleicht war es besser, wenn die zwei Männer nicht aufeinandertrafen.
Sie drückte sich von ihm weg. »Es ist alles gut, Pa, ich schaff das schon.« Sie versuchte ein Lächeln, das ihr sogar gelang und den besorgten Ausdruck in seiner Miene milderte. »Ich habe heute jemanden kennengelernt, er will mich morgen zum Essen einladen.«
»Hey, das ist toll«, freute Rick sich.
»Ich habe noch nicht zugesagt. Ich sagte, ich muss mal schauen, ob ich Zeit habe.«
»Warum hast du ihm nicht erzählt, dass du erst deinen gestrengen Pa um Erlaubnis bitten musst?« Jetzt blitzte schon wieder der Schalk aus seinen dunklen Augen.
»Und riskieren, dass er die Einladung zurücknimmt, wenn er erfährt, dass ich mit meinem Vater zusammenwohne?« Marijke wurde ernst. »Trotzdem wollte ich zuerst mit dir darüber reden. Aber jetzt komm erst mal richtig rein.«
Rick warf ihr einen nachdenklichen Blick zu, dann hob er seinen Aktenkoffer auf, den er zuvor einfach auf dem Boden abgestellt hatte, und legte ihn auf die Garderobe. »Seit wann musst du Dates mit mir besprechen? Du bist alt genug, um dir deine Freunde selbst auszusuchen.«
»Oh danke.« Marijke lief in die Küche und holte einen Topf aus dem Schrank. Inzwischen knurrte ihr Magen und der Gedanke ans Abendessen ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. »Spaghetti okay?«, rief sie in Ricks Richtung. »Oder möchtest du uns Fannkuchen machen? Wäre auch mal wieder fein.«
Wie immer lächelte er über den Insider-Witz. »Ich würde mich heute lieber von dir bekochen lassen.« Er folgte ihr und nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank. »Spaghetti klingt gut. Also was ist mit dem Knaben, dass du meinen Input brauchst?«
»Er ist Holländer. Aus Den Bosch.«
Ricks Hand zitterte unmerklich, als er das Bier einschenkte. »Den Bosch ist groß«, sagte er dann leise. »Und du bist erwachsen. Ich glaube nicht, dass es Probleme gibt.«
»Und wenn doch?«
»Gefällt er dir?«
»Ja, schon irgendwie.«
»Dann mach einen Schritt nach dem anderen. Du musst ihm ja nicht gleich unsere ganze Lebensgeschichte auf die Nase binden.«
»Wie recht du hast.« Marijke stellte den Topf mit Wasser auf die Herdplatte und schaltete sie an. Im Hinausgehen küsste sie Rick auf die Wange. »Bist eben doch der Beste.«
Gedankenverloren beobachtete er seine Tochter. Zum ersten Mal seit Wochen schien sie etwas positiver gestimmt zu sein. Er gönnte ihr eine neue Liebe von Herzen, aber musste der junge Mann denn ausgerechnet aus ’s-Hertogenbosch stammen? Die Niederlande, so weit weg und doch unablässig in seinem Hinterkopf. Unwillkürlich wurden seine Gedanken zurück in die Vergangenheit gezogen, als eine einzige Entscheidung sein ganzes zukünftiges Leben beeinflussen sollte.
2
Amsterdam, 1998
»Kinder, jetzt setzt euch mal. Wir fahren gleich über die Grenze.« Herr Wenger klatschte laut in die Hände.
Rick grinste. Sie waren im Schnitt alle um die achtzehn Jahre und sicher keine Kinder mehr. Aber auf einer Studienfahrt musste man sich das wohl gefallen lassen.
Während seine Kameraden ihre Plätze im Bus aufsuchten, hatte er noch dringend mit Daniel und Markus die Zimmerverteilung zu besprechen.
»Hendrik, das gilt auch für Sie. Setzten Sie sich bitte.«
»Genau, Heintje, hock dich hin«, kam es hämisch aus dem hinteren Teil des Busses.
Rick zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen, während er zu seinem Sitz schlurfte. Warum um alles in der Welt hatte er der halben Klasse verraten müssen, dass seine Mutter für Heintje geschwärmt und ihm deshalb dessen Geburtsnamen verpasst hatte.
Sein Freund Joe bedachte ihn mit einem amüsierten Grinsen, als er sich neben ihn fallen ließ. »Ärger dich nicht«, sagte er leise. »Lohnt sich nicht.«
Rick gluckste. Joe musste es wissen. Mit einem Namen wie Franz-Josef war er noch deutlich mehr gestraft. Schon im Kindergarten hatte sein bester Kumpel seinen Rufnamen gehasst und war über Franjo und Jo zu Joe gekommen. Nach Möglichkeit verriet er niemandem, wie er wirklich hieß, aber in der Schule ließ sich das leider nicht umgehen.
Vom Grenzübertritt bekamen sie fast nichts mit. Nur ein Schild verkündete ihnen, dass sie sich jetzt in den Niederlanden befanden. Und natürlich die Ansage von Frau Suhrbier, der zweiten Lehrkraft auf der Fahrt. Rick streckte sich. Sie waren seit dem frühen Morgen unterwegs und hatten immer noch etwa hundert Kilometer vor sich.
Er blinzelte, als Herr Wenger im Mittelgang auftauchte. Er war eigentlich ihr Englischlehrer, hatte es sich aber nicht nehmen lassen, im Vorfeld der Abschlussfahrt mit seiner Klasse einige grundlegende holländische Vokabeln zu pauken.
»Wollen wir mal rekapitulieren. Wer weiß noch, was Danke in den Niederlanden heißt?«
Betretenes Schweigen folgte. Mit Englisch und Deutsch kam man in Holland gut durch, warum sollte sich jemand die Mühe machen, für die paar Tage Niederländisch zu lernen?
Schließlich hob Sonja die Hand. »Es heißt ›Dank U‹, wenn man die Person siezt und ›Dankje‹, wenn man sie duzt.«
»Streberin«, murmelte Joe.
»Sonja hat wenigstens zugehört. Wie sieht das bei Ihnen aus, Franz-Josef? Können Sie auf Niederländisch ›Bitte‹ sagen?«
»Er kann es ja nicht mal auf Deutsch«, kicherte Daniel und erntete großes Gelächter.
Joe warf Rick einen hilfesuchenden Blick zu, doch der zuckte nur ratlos mit den Schultern. Es war irgendetwas Kompliziertes, weil er sich gedacht hatte, dass Worte wie Bitte und Danke, die man ständig brauchte, etwas einfacher sein und nicht auch noch ausdrücken sollten, wie man zu seinem Gegenüber stand.
Joe schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Herr Wenger, es ist mir dummerweise entfallen.«
»Entfallen, soso.« Der leicht untersetzte Mann bemühte sich sichtlich, ein Schmunzeln zu unterdrücken. »Sonja, können Sie Franz-Josef auf die Sprünge helfen?«
»Die Wörter für Bitte sind ›Alstublieft‹, wenn man per Sie ist, und ›Alsjeblieft‹ beim Duzen.«
»Stimmt. Wobei die Niederländer nicht so formell sind. Da wird deutlich schneller geduzt als bei uns. Ist man sich da nicht sicher, passt für Danke auch ein einfaches ›bedankt‹. Für Bitte gibt es aber leider keine Abkürzung. Ein Wort, das ihr ebenfalls wissen solltet, ist ›sorry‹. Ich muss hoffentlich nicht erklären, was das heißt. Jetzt erzähle ich euch noch ein wenig über die Lautschrift, damit ihr wenigstens ein bisschen lesen könnt.«
»Was hilft uns das, wenn wir nicht wissen, was es bedeutet?«, warf Jo ein.
»Kennt man die Aussprache, kann man sich vieles herleiten. So schwierig ist Niederländisch nicht. Und bei Straßenschildern oder auch einer einfachen Speisekarte sind ein paar Kenntnisse durchaus hilfreich. Also, manche niederländische Buchstaben unterscheiden sich in der Aussprache von unseren, so wird zum Beispiel ›g‹ als ›ch‹ gesprochen und ›u‹ als ›ü‹.«
»Gibt es dann überhaupt kein u?«, wollte Sonja wissen.
»Doch, das ist aber die Kombination ›oe‹.«
»Was bei uns ›ö‹ wäre«, murmelte Jo. »Super.«
»›Sch‹ wird getrennt ausgesprochen«, fuhr Herr Wenger fort. »Als ›s-ch‹. Dann gibt es noch ›ou‹, das ›au‹ gesprochen wird und, ganz wichtig, ›ij‹ ist ›ei‹. Wenn man all das weiß, ist es gar nicht so kompliziert.« Der Lehrer ließ seinen Blick über die jungen Leute schweifen. »Wer kann mir das jetzt wiederholen? Hendrik?«
Au backe. Dabei hatte Rick sogar zugehört. Verlegen fuhr er sich durch die schwarzen Haare. Mit einigem Gestammel brachte er die meisten der Kombinationen einigermaßen zusammen. Herr Wenger nickte anerkennend. »Na also, geht doch.«
»Und damit können wir jetzt perfekt Holländisch?«, rief Daniel.
»Schön wär’s. Wissen Sie denn überhaupt noch den Unterschied zwischen Niederlande und Holland?« Herr Wenger lächelte nachsichtig. »Na ja, ich lasse Sie jetzt in Ruhe. Vielleicht haben wir in den nächsten Tagen Gelegenheit, dieses magere Wissen zu vertiefen.« Er sah auf die Uhr. »Wenn der Rest der Fahrt planmäßig verläuft, sind wir rechtzeitig im Hostel. Sie können sich nach dem Abendessen nach Rücksprache mit mir oder Frau Suhrbier noch etwas in der Gegend umsehen, aber um 22 Uhr ist Zapfenstreich. Und was den Alkohol angeht, ich weiß, dass die meisten von Ihnen volljährig sind, aber wir haben uns für ein kategorisches Alkoholverbot in der Herberge und während der Ausflüge ausgesprochen. Wir machen am Schluss unserer Fahrt noch die Heineken Experience, da gibt es nach der Führung eine kleine Bierprobe, an der Sie alle teilnehmen dürfen. Ansonsten hoffen wir, dass Sie sich an die Auflagen bezüglich Alkohol und Rauchen halten. Und was Drogen angeht, muss ich ja hoffentlich überhaupt nichts sagen.«
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Joe in die Runde. Rick grinste wissend, aber Daniel und Markus sahen ihren Freund neugierig an. Sie hatten zusammen ein Vierer-Zimmer in dem gemütlichen Hostel im Herzen Amsterdams ergattert und sich nach dem Abendessen noch in der Umgebung umgesehen. Jetzt saßen sie in dem kleinen Raum, der außer zwei Stockbetten nur einen Tisch mit vier Stühlen und einen Schrank beherbergte. Aber sie würden sowieso nur die Nächte hier verbringen. Vom Gang her drang das Geschnatter einer Gruppe Mädchen herein, die anscheinend gemeinsam zu den am Ende des Flurs liegenden Toiletten wanderten.
»Was meinst du?«, fragte Markus schulterzuckend. »Was sollen wir noch groß machen außer ins Bett zu gehen?«
»Jetzt?« Joe sah demonstrativ auf seine Uhr. »Es ist gerade mal zehn vorbei. Da werde ich erst richtig wach.«
Ricks Grinsen vertiefte sich. Joe war ein ausgesprochener Nachtmensch. Das hatte seine Eltern bereits in der Grundschulzeit in den Wahnsinn getrieben. Vormittags war er zu kaum etwas zu gebrauchen, weshalb die Schulzeiten für ihn denkbar ungünstig lagen, aber am Abend lief er zu Höchstform auf. Von Joe zu verlangen, um 22 Uhr ins Bett zu gehen, kam einer Bestrafung gleich.
»Wir können uns in den Gemeinschaftsraum schleichen und noch fernsehschauen«, schlug Daniel zögernd vor.
»Holländische Sendungen, die kein Mensch versteht.« Joe machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Hier kommen amerikanische Serien im Original mit Untertiteln«, warf Markus ein. »Da könntest du noch deine Englischkenntnisse aufmöbeln.«
Joe sah ihn an, als wäre ihm ein zweiter Kopf gewachsen. »Ne, lass mal«, winkte er ab. »Was soll das überhaupt, uns zu dieser unchristlichen Zeit in die Zimmer zu sperren? Wir sind alle volljährig, da dürfen wir unterwegs sein, so lange wir wollen.«
»Wenn du allein hier wärst, schon, aber wir sind halt auf Klassenfahrt. Da haben die Lehrer das Sagen.« Markus zuckte mit den Schultern. »Mich stört es nicht, ich fand den Tag ziemlich anstrengend.«
»Faul im Bus hocken nennst du anstrengend?« Joe schüttelte milde lächelnd den Kopf.
»Unsere Lehrer wahrscheinlich auch. Die wollen einfach ihre Ruhe haben. Die müssten ja sonst aufbleiben, bis der Letzte hier eintrudelt. Sind halt doch verantwortlich für die ganze Meute.«
»Wär kein Job für mich«, murrte Joe und sah Rick herausfordernd an. »Wie ist es mit dir? Willst du auch schon in die Kiste oder gehen wir noch auf Tour?«
Müde war er überhaupt nicht, aber das Hostel entgegen der Anweisungen der Lehrer zu verlassen, behagte Rick nicht. Er wollte keinen Ärger. Andererseits konnte er seinen Kumpel auch nicht hängenlassen.
»Was schwebt dir denn vor?«, fragte er widerwillig.
»Nur noch kurz in die Bar um die Ecke. Ein oder zwei Bierchen zischen und in ein paar Stunden sind wir wieder hier.« Er sah in die Runde. »Kommt schon, Leute, wer ist dabei?«
Daniel und Markus sahen sich an und schüttelten einvernehmlich den Kopf.
»Du weißt, was der Wenger zum Alkohol gesagt hat«, gab Markus zu bedenken. »Wenn wir erwischt werden, schicken sie uns morgen schon wieder heim. Auf eigene Kosten.«
»Mensch, was seid ihr doch für Trantüten«, schimpfte Joe. »Wir lassen uns einfach nicht erwischen. Außerdem sagte er ›in der Herberge und während der Ausflüge‹. Von einer Bar am Abend war überhaupt nicht die Rede.«
»Na gut.« Rick seufzte. Er hatte nicht viel Lust, die Regeln zu brechen, wollte Joe jedoch nicht allein losziehen lassen. »Ich komme mit. Aber die Haustür ist doch bestimmt abgesperrt.«
»Kommt auf einen Versuch an.« Joe schnappte sich seine Lederjacke, öffnete die Tür und spähte vorsichtig hinaus. »Die Luft ist rein. Also los.«
Üble Idee, ganz üble Idee, dachte Rick, als er Joe die Treppe hinunter folgte. Aus dem Gemeinschaftsraum hörte man Lachen. Am Ende des Ganges öffnete sich eine Tür, was ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Wenn nun Herr Wenger oder Frau Suhrbier sie sahen?
Joe lachte rau. »Jetzt reiß dich mal zusammen. Die können uns gar nichts, wir sind erwachsen.«
Und wie verantwortungsvolle Erwachsene schlichen sie durch den Flur zur Haustür, die tatsächlich unversperrt war. Joe grinste triumphierend. »Siehste, alles kein Problem.«
»Und wenn sie zu ist, wenn wir heimkommen?«, wagte Rick einzuwenden.
»Wir finden schon einen Weg hinein.« Joe glitt hinaus in die Dunkelheit und winkte ihm ungeduldig zu. Rick folgte ihm, blieb aber dann stehen und sah zurück auf die Fassade des Hostels, die von einer Straßenlaterne schwach beleuchtet wurde. Hinter einem Fenster im ersten Stock sah er Daniel und Markus, die ihnen zuwinkten. Vor dem Haus stand ein großer Ahorn mit ausladenden Ästen, die bis fast zu diesem Fenster reichten. Aber eben nur fast. Außerdem sahen die äußeren Äste nicht so aus, als könnten sie einen Menschen tragen. Der Baum schied als Einstiegsmöglichkeit definitiv aus. Aber vielleicht hatten sie ja Glück und die Haustür würde noch geöffnet sein, wenn sie zurückkamen. Rick zuckte mit den Schultern und beeilte sich, zu Joe aufzuschließen, der schon fast an der Ecke war.
Die Bar empfing sie mit grellem Discolicht, das auf eine Tanzfläche gerichtet war, und dichtem Zigarettenrauch, den Rick hustend zur Seite wedelte. Rauchen hatte ihn noch nie gereizt und er war zum Glück selbstbewusst genug, das seinen Freunden zu kommunizieren, die ihn ständig zu einer Kippe überreden wollten.
»Magst du tanzen?«, schrie Joe ihm ins Ohr.
»Mit dir? Nein, danke, lass mal.«
Joe verdrehte die Augen. »Schau mal, was hier für hübsche Bräute unterwegs sind.« Er leckte sich über die Lippen.
Rick verkniff sich eine Antwort. Manchmal fand er Joe einfach nur dämlich. Er würde doch hier jetzt nicht irgendwelche Mädchen aufreißen? Er nahm seinen Freund am Arm. »Komm, an der Bar sind gerade zwei Hocker frei geworden. Da ist es etwas ruhiger.«
Joe ließ sich mitziehen und kletterte umständlich auf den hohen Barhocker. »Zwei Bier, bitte«, bestellte er bei der hübschen jungen Frau hinter der Theke. Sie nickte und stellte ihnen kurz darauf kleine Gläser hin, die höchstens 0,2 Liter fassten. »Seid ihr Deutsche?«, fragte sie beiläufig und so gut wie ohne Akzent.
»Ja, auf Klassenfahrt«, bestätigte Joe grinsend und maß sie interessiert.
»Dann viel Spaß.« Die junge Frau wandte sich ab, um einen anderen Gast zu bedienen.
»Mensch, die hat Klasse«, murmelte Joe und stieß Rick den Ellbogen in die Seite. »He, was ist denn mit dir los?«
Rick konnte nicht antworten. Er war völlig überwältigt. Mit den Augen folgte er den Bewegungen ihrer Bedienung, beobachte, wie sie ein Bier und ein Glas Whisky einschenkte und ihren Gästen mit einem Lachen übergab. Sie war vielleicht Anfang zwanzig mit langen blonden Haaren und einer schlanken Figur. Irgendetwas an ihr faszinierte ihn.
Joe folgte seinem Blick. »Jetzt sag bloß«, kicherte er. »Hat’s dich schon erwischt?«
»Quatsch«, wehrte Rick heftig ab, etwas zu heftig vielleicht. »Findest du nicht auch, dass sie irgendetwas Tragisches umgibt?«
Joe riss die Augen auf. »Jetzt spinnst du aber«, lautete sein Urteil.
Wahrscheinlich hatte er recht. Trotzdem konnte sich Rick des Eindrucks nicht erwehren, dass unter der freundlichen und immer lächelnden Fassade der jungen Bedienung ein melancholischer Grundton lag. Da war etwas in den blauen Augen, das ihn nicht losließ.
Sie lächelte, als sie seinen Blick auffing, und er sah ertappt in sein Glas. Er sollte sich nicht mit solchen Gedanken aufhalten. Er versuchte, sich auf Joe zu konzentrieren, der ihm gerade eine Geschichte erzählte, von der Rick nicht eine Silbe mitbekommen hatte. Hastig setzte er sein Bierglas an die Lippen und leerte es mit zwei großen Schlucken.
Sofort war das hübsche Mädchen wieder bei ihnen. »Nog een biertje?«, fragte sie mit breitem Grinsen.
»Biertje«, wiederholte Joe laut. »Ja, biertje, bitte.«
Sie lachte und ihr Blick blieb einen winzigen Moment zu lange auf Rick liegen.
»Mensch, wir können schon perfekt Holländisch«, kicherte Joe und stieß seinen Freund in die Seite. »Ist ja gar nicht schwer. Biertje, das muss ich mir merken. Wobei diese Gläser das Wort gar nicht verdienen. Ich hab noch nie Bier aus so einem Winzglas getrunken.«
»Andere Länder, andere Biergläser«, sinnierte Rick.
»Davon würde mein Vater jedes Mal gleich fünf am Stück brauchen.« Joe setzte das Glas an und leerte es in einem Zug. Rick tat es ihm nach. Es war eine tolle Möglichkeit, die nette Kellnerin zurückzubringen. Dieses Mal stellte sie ihnen ungefragt Nachschub hin. Bildete er es sich nur ein, oder galt ihr freundliches Lächeln nur ihm? Nein, das bildete er sich sicher nur ein.
»Wird das nicht zu viel?«, meinte er zu Joe, der sein Glas bereits ansetzte.
»Wir sind gerade mal bei der ersten Halben«, widersprach sein Freund. »Da geht schon noch was.«
Rick beschloss allerdings, nach diesem Glas aufzuhören und zu versuchen, Joe zum Heimgehen zu bewegen. Es war zwar schade, dass er dann die hübsche Kellnerin nicht mehr heimlich anschmachten konnte, doch die Vernunft sagte ihm, dass es höchste Zeit war, ins Hostel zurückzukehren, bevor ihr Fehlen auffiel.
Er stieß mit Joe an und nahm einen tiefen Schluck, als er eine Hand auf der Schulter spürte. »Hendrik, Franz-Josef«, hörte er Herrn Wengers Stimme und das Herz rutschte ihm in die Hose. »Ich darf die Herren bitten, zu bezahlen. Ich warte draußen auf euch.«
»Auweia«, murmelte Rick und schluckte. Genau das hatte er vermeiden wollen.
Joe trank aus und winkte der Bedienung.
»Bekommt ihr Ärger?«, fragte sie teilnahmsvoll.
»Vermutlich.« Joe zahlte für sie beide. Während er in seinem Geldbeutel umständlich nach holländischen Gulden klaubte, sah die junge Frau Rick an. »Du heißt also Hendrik?« Ein kleines Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.
Er nickte mit einem schiefen Grinsen.
»Das ist ein niederländischer Name«, konstatierte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Gibt es bei uns auch. Zwar nicht so häufig, aber meine Mutter mochte Heintje.«
Sie lachte laut. »Meine auch.«
Joe gab ihr ein großzügiges Trinkgeld. »Danke für die nette Bedienung«, sagte er augenzwinkernd und schlug seinem Freund auf die Schulter. »Dann gehen wir mal zur Inquisition.«
Rick nickte schluckend und wandte sich um. Im letzten Moment fiel ihm noch etwas ein. »Und wie heißt du?«, rief er zurück.
Sie lächelte. »Kim.«